Zwischen Nähe und Distanz

07.05.2020

Dicht am VfL Wolfsburg / Warum Cheftrainer Oliver Glasner ein guter Gesprächspartner ist

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Nach mehr als einem Jahrzehnt kommt man ins Grübeln. Meine bundesweite Berichterstattung über den VfL Wolfsburg, mit der ich im Meisterjahr 2009 als freier Journalist begonnen habe, lebt von einer kniffligen Mischung. Nähe ist gefragt, wenn ich dem Leser verraten soll: Ist Oliver Glasner denn nun ein hipper, sachlicher, hyperaktiver oder eher normaler Fußballtrainer? Distanz wiederum ist gefragt, wenn meine Kunden im Auftrag ihrer Leser wissen wollen: Bleibt dieser Oliver Glasner denn nun länger in Wolfsburg? Lohnt es sich wirklich, sich intensiver mit dem smarten Österreicher auseinanderzusetzen?

Meine Meinung: Es lohnt sich. Ich habe Glasner bisher unter anderem für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, den „Tagesspiegel“, die „Stuttgarter Zeitung“ und das Onlineportal des „ZDF“ interviewt. Das Verblüffende ist, dass der 45-Jährige frei von Allüren auf seine Gesprächspartner zugeht. Glasner wirft nicht mit Sprüchen um sich und produziert keine Schlagzeilen in Serie. Aber der neue Vordenker der Wolfsburger hat jede Menge zu erzählen, was über das branchenübliche Blabla und „Von Spiel zu Spiel denken“ hinausgeht.


Bleibt die Frage nach Nähe und Distanz. Felix Magath, Armin Veh, Lorenz-Günther Köstner, Steve McClaren, Pierre Littbarski, Dieter Hecking, Valérien Ismael, Andries Jonker, Martin Schmidt und Bruno Labbadia: Mit all diesen Herren hätte ich beim VfL Wolfsburg innerhalb der vergangenen zehn Jahre einen engen Draht mit der Tendenz zum Du entwickeln müssen. Angesichts der Schnelllebigkeit im bezahlten Fußball habe ich es mir aber abgewöhnt, dass Sie unbedingt gegen ein Du eintauschen zu wollen. Mit dem nötigen Abstand zu berichten und zu hinterfragen, ist die eindeutig bessere Variante. Einverstanden, Herr Glasner?